Havelberger Heimatverein will Galionsfigur wieder anbringen

Text und Bilder von Ingo Freihorst
Volksstimme, 8. Januar 2016, Seite 15, Elb-Havel-Echo

Vorhaben für 2016: Plattdeutschnachmittage, Vorträge, Übernahme der Buga-Infotafeln und Sanierung des Spätheimkehrer Denkmals

Von Ingo Freihorst

Dieser Aussichtspunkt am Havelhang in der Cotheniusstraße wird vom Heimatverein ebenfalls gepflegt. Von hier bietet sich ein toller Blick auf Altstadt und Havel.

Dieser Aussichtspunkt am Havelhang in der Cotheniusstraße wird vom Heimatverein ebenfalls gepflegt. Von hier bietet sich ein toller Blick auf Altstadt und Havel. Foto: Ingo Freihorst

Havelberg • Alljährlich zum Jahreswechsel flattert allen Mitgliedern des Havelberger Hei-matvereins Post ins Haus: Der Jahresbrief vom Vorstand hält schon seit Jahren Rück­ blick übers abgelaufene Jahr und informiert über anstehen­ de Vorhaben.
Für die Heimatfreunde sei 2015 ein besonders aufregendes Jahr gewesen, beginnt Vorsit­ zender Dr. Hans-Jürgen Nisch sein Schreiben. Denn die Buga 2015 Havelregion hatte auch hier sehr viele Menschen in ihren Bann gezogen. Schon bei der Eröffnung am 18.April zeig­ ten sich die Besucher von den Veränderungen an den fünf Standorten begeistert. Leider hätten sich Hitzewellen und Wetterkapriolen negativ auf die Besucherzahlen ausgewirkt.
Ein Höhepunkt der Ver­ einsarbeit war im Vorjahr die Vollversammlung im Februar, wobei der Vorstand mit drei Mitstreitern verstärkt werden konnte – Frank Ermer wurde neuer stellvertretender Ver­ einsvorsitzender. Der Veran­ staltungsreigen des  Heimat­ vereins wurde im Januar im ArtHotel wieder von der Platt­ deutsch-Singegruppe eröffnet – das Vereinsangebot hielt sich 2015 mit Rücksicht auf die vie­ len Buga-Veranstaltungen al­ lerdings in Grenzen. So fuhr die Singegruppe anfangs ledig­ lich zu Plattdeutschtreffen im Brandenburgischen, nämlich in Quitzöbel sowie Rehfeld bei Kyritz. Mit dabei war das En­ semble auch beim Heimatfest in Großderschau.
Der Höhepunkt für die un­ ter der Leitung von Margarete Bartels stehenden Sängerinnen war dann am 1. Mai der Auf­ tritt auf dem Domplatz beim Buga-Programm. Besonderen Anklang fanden neben  alten und neuen Weisen sowie den Rezitationen vor allem jene Lieder, die eigens für die Buga geschaffen worden waren. Im Vorfeld hatte die Singegruppe ihre zweite CD aufgenommen , von der immerhin 71Stück ver­ kauft wurden.

Plattdeutschnachmittag zum Buga-Ausklang

Zum Buga-Ausklang am 11. Oktober fand ein herbstlicher Plattdeutschnachmittag im Mühlenholz statt. Das Jahr 2015 ließ der Heimatverein dann am 12. Dezember im Paradiessaal des Domes mit Winter- und Weihnachtslie­ dern gemütlich ausklingen. Mit dabei waren hier auch die Plattsnacker aus der Sandauer Grundschule unter der Leitung von Bärbel Harmel sowie der Plattdüütsch-Nachwuchs aus der Havelberger Schule, der von Elke Joachim angeleitet wird. Der Verein unterstützt die Arbeit der beiden Gruppen und wünscht diesen auch wei­ terhin viele Erfolge – bei Vor­ lesewettbewerben wurden des öfteren vordere Plätze belegt, die Havelberger starteten sogar beim Landesausscheid.
In Vorbereitung auf die Buga war vom Heimatverein das Brückendenkmal an der Sandauer Brücke mit Sitzgele­ genheiten und einer Infotafel ergänzt worden. Dabei halfen Spenden vom Havelberger Edeka-Markt und der Tischlerei Andersch aus Schönfeld. Der Bauhof vervollständigte die Rastgruppe mit Papierkorb, Fahrradständer, Radwegekar­ te und Beleuchtung. Von die­ ser Stelle haben die rastenden Radler einen tollen Blick auf die Stadt, viele Padelritter nutzen das Angebot bereits.
In der Genthiner Straße wurde vom Verein ein weite­ rer Rastplatz geschaffen, wozu der Bauhof vorab seine Mauer saniert hatte. An diese brachte Vereinsvorsitzender Dr. Hans­ Jürgen Nisch ein 25 Meter lan­ ges Fries mit einheimischen Fischen in Lebensgröße an, Sträucher und Blumen rahm­ ten die restaurierte Bank ein. Mit dem Buga-Start ging hier zudem ein kleines stilisiertes Schiff „vor Anker“.
Rechtzeitig zur Buga wur­ de zudem der marode Sockel des Schifferdenkmals am al­ ten Bahnhof saniert, die Firma HTI spendierte dem Verein die komplette Sanierung.
Eine schöne Aussicht auf die Altstadt und die Havel hat man auch am Havelhang in der Cotheniusstraße, diesen Platz und den alten Gehweg am Domfriedhof hält der Verein sauber. Nach der Buga will der Heimatverein nun auch das Areal des einstigen Domfriedhofes pflegen, wozu noch Helfer willkommen sind.
In den letzten Monaten des Jahres 2015 sowie zu Jahresbeginn organisierte der Verein eine Vortragsreihe im ArtHotel zu heimatspezifischen Themen. So berichtet eine Mitarbeiterin des Prignitz-Museums am 26. Januar über das Treffen zwischen dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. und dem russischen Zaren Peter I„ welches im November 1716 – also vor 300 Jahren – in Havelberg stattgefunden hatte. Es sollte eine Wende im nordischen Krieg einleiten – als Gastgeschenk für den Russen diente das legendäre Bernsteinzimmer. Im Februar berichtet Harald-Uwe Bossert in dieser Reihe über die Garnisionsgeschichte der Stadt.
Natürlich wird es in diesem Jahr auch wieder die belieb­ ten Plattdeutschnachmittage geben. Der erste wird am 30. Januar in der Kegelhalle statt­ finden, weitere Termine sind am 12. März, am 23. April so­ wie am 1. Oktober – hier wer­ den die Veranstaltungsorte noch abgestimmt. Havelberger Heimatfreunde werden am 16. Juli zudem auch wieder zum Heimatfest nach Großderschau reisen. Das Veranstaltungs jahr des .Vereins wird traditionell am 10. Dezember im Paradiessaal des Dom ausklingen.
Gern möchte der Vereinsvorstand das Wegeleitsystem und die Infotafeln, welche den Besuchern bei der Buga im Vorjahr bei der Orientierung in Havelberg recht hilfreich waren, übernehmen. Gespräche mit der Stadtverwaltung und dem Buga-Zweckverband dazu laufen.

Meerjungfrau soll neu geschnitzt werden

Ein weiteres Projekt für die­ ses Jahr ist die Sanierung des geheimnisumwitterten Spät­ heimkehrer-Denkmals auf dem Jungfernfriedhof. Es zeigt einen unter einem Baum ruhen­ den Wanderer. Vorabsprachen hierzu sind bereits erfolgt.
Für ein weiteres Vorhaben benötigen die Heimatfreunde allerdings Hilfe: In der Bahn-­ hofstraße 44 könnte die dort bis zum Krieg an der Fassade be­findliche Meerjungfrau wieder angebracht werden. Der Sage nach hatte diese Galionsfigur der russische Zar bei seinem Besuch in Havelberg geschnitzt – weshalb diese nach dem Kriege ein Beuteobjekt der russi­schen Besatzer wurde. Leider existiert davon nur noch ein Foto, eine Nachbildung hängt seit 1998 im Prignitz-Museum. Einige Interessenten, welche die Figur nachschnitzen wür­den, haben sich bereits gefunden, nur die Finanzierung ist noch nicht geklärt.
Gefragt sind die Mitglieder auch, wenn es um das Ziel der diesjährigen Exkursion geht. Bis Ende des Monats können Vorschläge an den Vorstand eingereicht werden, die Tages­ fahrt soll dann wieder im Mai oder Juni stattfinden. Die Hei­ matfreunde haben also auch 2016 wieder allerhand zu erle­ digen, um die Stadtgeschichte zu pflegen – und das sogar ganz ohne Bundesgartenschau.

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