Gartensommer: Geschichte vom toten Handwerker

Text: Wolfgang Masur
Bild: Frank Ermer
Volksstimme, Dienstag, 14. Mai 2019, Seite 18, Elb-Havel-Echo

Spätheimdenkmal auf dem Alten Domfriedhof. Foto: © Frank Ermer

Heimatverein berichtet den künftigen ABC-Schützen, wie das einst war mit dem Handwerk, der keine Anstellung in Havelberg fand.

Der Havelberger Heimatverein beteiligt sich auch an dem diesjährigen Projekt „Kunst im Gartensommer“ und hatte sich dazu zum Auftakt die ABC-Gruppe der Kita „Zwergenland“ eingeladen. Auf der idyllischen Parkanlage des alten Domfriedhofs begrüßte Waltraud Gennermann die ABC-Kinder, die von der Betreuerin Heike Martins und den Erziehern Enrico Hannusch und Christian Maas begleitet wurden. Vom Heimatverein, der sich nach der Bundesgartenschau 2015 Havelregion (Buga) liebevoll um den Erhalt des ehemaligen Ausstellungsgeländes kümmert, waren noch Bärbel Harmel, Rosemarie Fünfarek, Doreen Müller und die Ehrenamtlerin Angelika Marx mit dabei. Auf den auf dem Rasen ausgebreiteten Decken hatten es sich die Gäste gemütlich gemacht und Bärbel Harmel schlug vor, dass Lied vom fleißigen Handwerker zu singen. Die ABC-Gruppe war begeistert und die hellen Kinderstimmen waren bis in die angrenzende Cotheniusstraße zu hören. Mit diesem Lied wurde auf das Thema aufmerksam gemacht, das den Kindern jetzt nähergebracht wurde. Bärbel Harmel erläuterte zunächst die Handwerksberufe, die in dem Lied vorkamen und ging auch auf weitere Handwerke ein. Dabei hatte sie viel Unterstützung von den Kindern, denn nicht nur der eine oder andere Vati arbeitet in einem Handwerksberuf, sondern die Kinder konnten auch mit handwerklichen Nachnamen aufwarten. Maurer, Zimmermann und Bäcker waren zum Beispiel dabei. Dann wies Waltraud Gennermann auf das kleine Handwerkerdenkmal hin, das neben einer Schautafel zu sehen war. Sie erzählte den Kleinen von dem Handwerker, der damals im eiskalten Winter nach Havelberg kam und an die Türen verschiedener Meister klopfte. Er suchte ein Obdach und ein Stück Brot, aber vergebens. Dann legte er sich erschöpft unter eine Eiche, deckte sich mit Laub zu und war am anderen Morgen leider erfroren. Die Handwerksmeister schämten sich dafür und der letzte Meister, der ihn weggeschickt hatte, lies ihn christlich Bestatten und stiftete den Grabstein. „Es ist dieser Grabstein da, den ihr neben der Schautafel sehen könnt. Und zur Buga wurde er von einem Handwerker, vom Steinmetz Reinhold Rogge, wiederhergerichtet“, so Waltraud Gennermann. Die Geschichte hatte zum Nachdenken angeregt und es wurde noch viel dazu erzählt. Aber dann wollten alle Kinder selbst einmal ein Handwerker sein und hatten sich dazu entschieden Maler zu werden. Aus Zeitungen wurden Malerhüte gefalten und jedes Kind bekam eine kleine Leinwand, um darauf einen Handwerker zu malen. Am beliebtesten war dabei der Beruf des Schornsteinfegers, der ja bekanntlich auch Glück bringt. Einige Tage später hatten dann die Einschüler aus der Kita „Regenbogen“, im Rahmen ihrer Abschlusswoche, das Vergnügen auf dem Domfriedhof das Handwerkerprojekt zu erleben. Kita-Leiterin Heidi Lähns und die Erzieherinnen Janet Czapura und Sylvia Liban begleiteten die Kinder. Die schauten sich zunächst das kleine Denkmal und die Schautafel, sowie die große eiserne Grabplatte auf dem Domfriedhof an. Nach dem auch sie einen Handwerker gemalt hatten, durfte jeder zu seinem Bild etwas erzählen und es wurden sogar Berufswünsche geäußert. Die Regenbogen-Kinder genossen den interessanten Vormittag im Schatten der großen Kastanie und freuten sich über ein Erfrischungsgetränk, dass sie von den Mitgliedern des Heimatvereins gereicht bekamen. Zum Abschluss bedankten sie sich mit einem tollen Sommerlied.

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