Vortrag zur Geschichte des Domstifts Havelberg

Datum/Zeit
Date(s) - 15/03/2019
19:00 - 21:00

Veranstaltungsort
Paradiessaal im Dom St. Marien

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Text und Bild: © Dr. Uwe Czubatynski

Trauriges Ende: Vor 200 Jahren wurde das Domkapitel Havelberg aufgehoben

Dr. Uwe Czubatynski im Büro des Domstiftsarchivs in Brandenburg an der Havel

Vor nunmehr genau 200 Jahren wurde das Havelberger Domkapitel aufgelöst. Mehr als 650 Jahre lang hatte dieses Kollegium der Domherren bestanden und die Geschicke des Doms und des Bistums Havelberg wesentlich mitbestimmt. 1819 fiel es endgültig den Reformen des preußischen Staates zum Opfer, der nach den napoleonischen Kriegen hoch verschuldet war. Aus diesem Anlass wird am Freitag, dem 15. März auf Einladung der Evangelischen Kirchengemeinde um 19 Uhr ein Vortrag im Paradiessaal des Domes stattfinden, zu dem alle Interessenten herzlich eingeladen sind. Als Referent konnte Dr. Uwe Czubatynski gewonnen werden, der sich als Vorsitzender des Vereins für Geschichte der Prignitz e.V. schon vielfach mit der Havelberger Historie beschäftigt hat. Durch seine jetzige Tätigkeit als Archivar des Domstifts Brandenburg steht ihm wichtiges Quellenmaterial zur Verfügung, das auch die Havelberger Geschichte anschaulicher machen kann.

Mit dem Vortrag soll zunächst der Versuch unternommen werden, auf verständliche Art und Weise zu zeigen, was die Domkapitel waren und welche Funktionen durch die einzelnen Domherren ausgeübt wurden. Die Domkapitel von Havelberg, Brandenburg und Ratzeburg hatten im Mittelalter zudem eine besondere Gemeinsamkeit: Sie waren zugleich klösterliche Gemeinschaften, die (bis 1507) dem Prämonstratenserorden angehörten. Durch die Reformation wurden im 16. Jahrhundert zwar die Bistümer aufgelöst, nicht aber die Domkapitel. Die Besitzungen der Bischöfe fielen an die brandenburgischen Kurfürsten, die auf diese Weise ganz handfest von der Reformation profitierten. Die Domkapitel blieben aber als evangelische Einrichtungen bestehen und fungierten auch weiterhin als Obrigkeit für eine ganze Reihe von umliegenden Dörfern. Als Domherren wurden in zunehmendem Maße nur noch Adlige gewählt. In aller Regel handelte es sich um hochgestellte Personen, die im Militär oder in der Staatsverwaltung wichtige Funktionen wahrnahmen. Die Verleihung einer Domherrenstelle, die auch mit beträchtlichen Einkünften verbunden war, galt als besondere Auszeichnung.

Nachdem im Jahre 1806 das Heilige Römische Reich Deutscher Nation aufgehört hatte zu existieren, durchlebte auch das Königreich Preußen eine tiefe Krise. Durch die französische Besetzung hoch verschuldet, beschloss man 1810, alle geistlichen Besitzungen zugunsten der Staatskasse einzuziehen. In Havelberg hoffte man noch mehrere Jahre hindurch, von diesem radikalen Entschluss verschont zu werden. 1817 verfügte jedoch der König abermals die Aufhebung des Domkapitels. Anfang 1819 wurde dieser Beschluss auch in die Tat umgesetzt. Fortan wurden die Besitzungen durch ein königliches Rentamt verwaltet. Der Vortrag will auch darauf aufmerksam machen, welche Folgen dieser Schritt bis zum heutigen Tag mit sich gebracht hat. Da sich seitdem der Dom und seine Nebengebäude in Staatsbesitz befinden, muss auch die öffentliche Hand für seine Erhaltung aufkommen. Aus dieser besonderen Konstellation ergeben sich interessante und aktuelle Fragen, die im Anschluss an den Vortrag diskutiert werden können.

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